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Körpersprache beim Pferd richtig deuten

25. September 2020 | Pferd

Koerpersprache-pferd

Das Pferd verstehen, um die Bindung zu stärken

Jeder hat seine eigene Art miteinander zu kommunizieren. So unterscheiden sich auch die Sprachen der Tiere. Anders als bei uns Menschen funktioniert die Pferdesprache hauptsächlich über den Körper. Denn sie kommunizieren im sozialen Miteinander überwiegend über Mimik und Gestik. Daher ist es besonders wichtig, die Körpersprache beim Pferd zu verstehen, um die Kommunikation und Bindung von Mensch und Tier zu stärken.

Arttypisches Verhalten der Pferde erkennen

Bei Pferdebesitzern ist es besonders wichtig, dass sie die Haltung der Pferde ihrem arttypischen Verhalten anpassen. Dazu zählt unter anderem das Sozialverhalten, Schlafverhalten, Bewegungsverhalten und auch das Hygieneverhalten.

Sozialverhalten: Wichtig zu wissen ist, dass Pferde ausgeprägte Herdentiere sind. Besonders Fohlen profitieren zu Beginn ihres Lebens vom Schutz der Herde und lernen Verhaltensweisen und Körpersprache ihrer Artgenossen kennen.

Schlafverhalten: Wie jedes andere Lebewesen auch müssen sich auch Pferde entspannen und schlafen. Da sie zu den Fluchttieren gehören, erholen sie sich durch mehrere kurze Schlafeinheiten. Wenn sie sich besonders wohl fühlen, legen sie sich aber auch zum Schlafen hin, etwa im Stall oder auf der Weide. Mindestens ein Herdenmitglied bleibt aber in der Regel wach und aufmerksam und warnt die Herde bei drohender Gefahr

Bewegungsverhalten: Bei der Bewegung verhält es sich anders. Hier bestimmen Futter und Flucht das Verhalten. Pferde fressen eigentlich den ganzen Tag (meist bodennahes Fressen) und bewegen sich hier auch gerne im Trab fort. Sobald sie sich erschrecken oder vor etwas flüchten möchten, kommt auch schnell mal der Galopp zum Einsatz.

Hygieneverhalten: Last but not least spielt auch die Hygiene bei Pferden eine wichtige Rolle. Sie sind sehr saubere Tiere und würden z.B. ungern in Futternähe koten oder urinieren. Auch die Fellpflege ist wichtig, deshalb kann man oft gegenseitiges Fellkraulen zur Körperpflege beobachten.

Körperhaltung richtig deuten

Allgemein kann uns ein Pferd mit seiner Körperhaltung schon gut vermitteln, in welchem Gemütszustand es sich gerade ungefähr befindet. Pferde sind Herden- und Fluchttiere, daher sind sie generell immer aufmerksam und in Alarmbereitschaft. Der Mensch erkennt häufig schnell an der Körpersprache, ob ein Pferd eher entspannt, aufgeregt oder angespannt ist. Schaut man jedoch auf die Details, kann es bei Anfängern oder Laien schnell zu Missverständnissen oder Irrtümern kommen. Daher ist es wichtig, die einzelnen Körperteile und dessen Bewegungen zu beobachten, um die Pferdesprache richtig verstehen und deuten zu können.

  • Kopf: Das Pferd setzt seinen Kopf vielseitig ein, um verschiedene Signale zu senden. Das hektische Hochreißen deutet oftmals auf eine Abwehrhaltung hin. Ein Kopfschütteln kann Unsicherheit verdeutlichen oder aber lediglich zur Lockerung dienen. Wenn das Pferd einen anstupst, will es Aufmerksamkeit oder riecht zum Beispiel die Leckerlis in der Tasche.
  • Ohren: Sind die Ohren gespitzt, ist das Pferd für gewöhnlich aufmerksam und konzentriert. Entspannung zeigt sich an leicht geneigten Ohren, während fallen gelassene Ohren meist Müdigkeit ausdrücken. Vorsicht ist geboten, wenn das Pferd sie flach nach hinten legt. Denn diese Körpersprache verdeutlicht meist Scheu oder Angst vor vermeintlichen Bedrohungen und es können auch deutliche Abwehrreaktion des Pferdes folgen.
  • Augen: Lebhafte und glänzende Augen sind oft ein Zeichen für Freude, während ein ausdrucksloser Blick neben Müdigkeit auch ein Indiz für Unwohlsein sein kann. Achtung: Ist der weiße Teil des Auges sichtbar, ist das Pferd wiederum angespannt oder sogar ängstlich.   
  • Maul: Das „Flehmen“ eines Pferdes sieht meist lustig aus – die Oberlippe schiebt sich nach oben und die Zähne werden sichtbar. Es dient zum intensiven Riechen von meist interessanten Gerüchen. In selteneren Fällen kann es aber auch auf Schmerzen hinweisen. Und wenn Pferde ihre Entspannung ausdrücken wollen, lassen sie die Unterlippe locker herunterhängen.
  • Schweif: Ist er leicht angehoben und schwingt hin und her, befindet sich das Pferd in guter Laune und es ist entspannt. Wenn der Schweif ausschlägt, dann passt ihm meist irgendetwas nicht. Und klemmt der Schweif zwischen den Beinen, signalisiert es sogar Angst.
  • Hufscharren: Mit den Hufen scharren ist in der Pferdesprache ein deutliches Zeichen von Ungeduld. Das Pferd möchte Aufmerksamkeit, da ihm langweilig ist oder es bewegt werden möchte. Im Krankheitsfall, beispielsweise bei einer Kolik, kann ein Scharren auch Schmerzsymptom sein.

Entscheidend ist bei den vielen Einzelheiten am Ende aber das Gesamtbild der Körperhaltung. Deshalb ist es wichtig, die Pferdesprache im Gesamten zu betrachten und zu deuten. Auch die Situation und das Umfeld dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Denn erst die komplette Körpersprache mit ihren einzelnen Körperteilen gibt dem Pferd eine bestimmte Ausstrahlung, die die Stimmung und den Gemütszustand vermittelt.

Pferdelaute richtig deuten

Anders als bei anderen Tierarten nutzen Pferde Laute eher selten und nur in bestimmten Situationen. Diese Laute zu verstehen bedarf teilweise langer Erfahrung im Umgang mit Pferden.

  • Wenn Pferde wiehern, rufen sie nach vertrauten Menschen oder nach anderen Pferden. Es dient als Begrüßung, kann aber zum Beispiel auch ein Ruf aus Angst oder Einsamkeit sein, um auf sich aufmerksam zu machen.
  • Brummen unter Pferden kann in ein freundliches „Hallo“ in Pferdesprache übersetzt werden. Stuten rufen so zum Beispiel auch nach ihren Fohlen.
  • Ein Quieken dient stattdessen als Verteidigung in Streitsituationen zwischen Pferden. Es geht meist einher mit Rangeleien und aufschlagenden Hinterhufen.
  • Schnaubt ein Pferd, will es meist sein Wohlbefinden ausdrücken, es kann aber auch erregt sein, beispielsweise aus Angst.
  • Pferde stöhnen auch manchmal, was meist nichts Gutes bedeutet. Denn meist tun sie das vor Anspannung oder Schmerz.

Allgemein sollte auch immer auf die Tonlage und die restliche Körpersprache geachtet werden, um die Pferdelaute richtig zu deuten.

Tipps für eine gute Kommunikation

Pferde sind sehr kluge Tiere, daher reagieren auch sie auf die Sprache und Körperhaltung der Menschen. Die eigene Körpersprache ist also auch entscheidend dafür, wie das Pferd auf den Menschen reagiert. Allgemein gilt es, immer aufmerksam zu sein und eine positive Haltung einzunehmen. Denn für die Kommunikation und Bindung ist es wichtig, eine Harmonie zwischen der menschlichen (Körper-)Sprache und der Körpersprache des Pferdes zu finden. Mit einfachen Tipps kann die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd verbessert werden:

  1. So viel Zeit wie möglich mit dem Tier verbringen und es beobachten.
  2. Sicherheit ausstrahlen, aber dem Pferd trotzdem auf Augenhöhe begegnen.
  3. Die stille Kommunikation (Gestik, Mimik) mit der Sprache kombinieren, um Vertrauen zu schaffen.
  4. Sanfte und ruhige Bewegungen und Berührungen mit dem Pferd.
  5. Auf die Körpersprache des Pferdes reagieren und eingehen.
  6. Eine klare Kommunikation ist entscheidend, damit beide voneinander lernen können.

Vertrauen und Erfahrung sind das A und O

Das Pferd und dessen Körpersprache vollends zu verstehen braucht Zeit. Denn es lassen sich zwar viele Eigenschaften der Pferdesprache grob verallgemeinern, trotzdem reagiert jeder anders auf Situationen und Gemütszustände. Denn natürlich hat jedes Pferd, wie wir Menschen auch, individuelle Eigenschaften, Persönlichkeiten und Reaktionen. Daher müssen Mensch und Pferd sich erst einmal kennenlernen und voneinander lernen, um sich zu verstehen und um die Körpersprache des anderen deuten zu können.

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