Das Anfressen eines Winterpolsters beginnt im Sommer
Nicht nur wir Menschen können ein paar Kilos zu viel auf den Rippen haben, auch Pferde sind häufig davon betroffen. Ein übergewichtiges Pferd auf der Weide stehen zu sehen, scheint fast schon die Regel zu sein: Diverse Studien bestätigen, dass circa 50 Prozent der Pferde an Übergewicht leiden. Während viele Besitzer ein Moppelchen als niedlich empfinden, warnen Tierärzte vor den Folgen von Übergewicht bei Pferden. Was oft als „ein paar Kilos zu viel“ abgetan wird, kann für das Tier ernste gesundheitliche Folgen haben. Neben orthopädischen Problemen, kann Übergewicht unter anderem auf das Atmungs- und Kreislaufsystem schlagen und das Risiko für Hufrehe sowie Unfruchtbarkeit erhöhen.
Was sind die Ursachen für das Übergewicht?
Einer der Gründe für die Fettleibigkeit der Tiere ist laut Experten die fehlende natürliche Futterregulation: Im Normalfall verlieren wilde Pferde über den Winter naturgemäß ihre Kilos, da sie weniger Futter finden, der Körper jedoch den Energiebedarf hochschraubt, um die Körpertemperatur aufrecht zu halten. Das nahrhafte Gras im Frühling gleicht den Gewichtsverlust wieder aus. Diese natürliche Regulierung fehlt heutzutage. Domestizierte Pferde werden auch über den Winter mit energiereichem Futter gefüttert, warmgehalten, um dann im Frühling und Sommer sich weiter an nahrhaftem Gras zu bedienen.
So schafft man sich Klarheit über den körperlichen Zustand
Hilfreich zur Übersicht über den tatsächlichen Ernährungszustand der Pferde ist das Überprüfen des sogenannten Body Condition Scores. Hier werden durch Abtasten verschiedener Körperregionen des Pferdes – vom Mähnenkamm über die Schulter bis zum Schweifansatz – und der Einschätzung des Fettgewebes, die entsprechenden Partien beurteilt und ein Gesamtscore für das Pferd ermittelt. Dieser kann zwischen unterernährt und extrem übergewichtig liegen.
Das Gewicht muss runter – aber sanft!
Dass ein radikaler Futterentzug nicht in Frage kommt, ist wohl jedem klar. Aber auch eine abrupte Futterumstellung ist nicht ratsam. Der Pferdeorganismus – insbesondere der Darm – muss Zeit haben sich umzustellen, sonst könnte er mit Durchfall reagieren. Außerdem sollte man besser auf mehrere kleinen Mahlzeiten am Tag setzen, was übrigens auch eher dem natürlichen Fressverhalten entspricht. Hierbei sollte auf leichtverdauliche Kohlenhydrate wie auf Zucker und Stärke verzichtet werden. Das ist beispielsweise in getreidehaltigem und melassiertem Kraftfutter enthalten. Während einer Diät ist für das Pferd Heu von guter Qualität und ein wenig Mineralfutter meist völlig ausreichend. Steht das Pferd im Frühling und Sommer auf der Weide, kann man das Dauerfressen mit einem Weidemaulkorb stundenweise kontrollieren.
Bewegung, Bewegung, Bewegung
Gerade Pferde im Freizeitbereich werden oft zu wenig bewegt. Das muss sich im Kampf gegen das Übergewicht natürlich ändern. Aber auch hier sollte man nicht adhoc das Bewegungsniveau ungewohnt hochschrauben, sondern rasse- und formgerechtes Training in den Tagesablauf einbauen. Längere Trabstrecken fördern einen Fettverbrennungspuls und sind effektiver als das Pferd nur im Schritt zu führen. Optimal sind zwei solcher Einheiten in den Tag zu integrieren.