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Wurmkuren beim Pferd – so geht’s richtig

22. Februar 2023 | Pferd

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Prävention ist das A und O

Bei kaum einem anderen Thema halten sich so viele Irrtümer unter den Pferdehaltern, wie zur Entwurmung beim Pferd. Wie oft sollte eine Wurmkur durchgeführt werden? Welche Wirkstoffe sind die richtigen? Woran genau kann ich einen Wurmbefall erkennen? Wenn es um die Entwurmung geht, sollte jedes Pferd einzeln betrachtet werden –  aber auch die Herdenzusammensetzung spielt eine wichtige Rolle, um präventiv und auch im Ernstfall richtig handeln zu können. Vor allem eins ist dabei von Bedeutung: wachsam sein und strategisch vorgehen. Denn prinzipiell kann sich jedes Pferd infizieren und oftmals sind zu Beginn noch keine Symptome erkennbar.

Diese Würmer können für Pferde gefährlich sein

Wie bei anderen Säugetieren auch, sind bei Pferden Magen-Darm-Parasiten keine Seltenheit. In den meisten Fällen gelangen Würmer als Larven über die Aufnahme von Gras auf der Weide in den Körper des Pferdes. Der Parasit ernährt sich dann von den Körpersubstanzen seines Wirts und kann dabei schwere Krankheiten verursachen und im schlimmsten Fall sogar zur Lebensgefahr werden. Besonders problematisch ist es, wenn Würmer nicht oder zu spät erkannt werden. Denn erwachsene Würmer legen Eier, welche mit dem Pferdekot ausgeschieden werden und so in die Umwelt gelangen. Die daraus entwickelten Larven stellen dann wiederum eine Gefahr für weitere Pferde dar und es können sich so immer mehr Pferde infizieren. Doch Wurm ist nicht gleich Wurm. Es gibt nämlich verschiedene Wurmarten, die sich unterschiedlich auf die Gesundheit der Pferde auswirken können. Es handelt sich dabei vor allem um kleine und große Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer und Pfriemenschwänze. Weitere Parasiten, die Pferde plagen können, sind zum Beispiel die Magendasseln.

Kleine Strongyliden

Die kleinen Strongyliden (Blutwürmer), auch Palisadenwürmer genannt, sind die am häufigsten vorkommenden Parasiten beim Pferd. Es gibt etwa 50 verschiedene Arten davon und die Pferde können sich ein Leben lang infizieren und daran erkranken. Die Larven werden vor allem auf der Weide beim Grasen in den Körper aufgenommen und wandern dann zum Dickdarm, wo sie sich innerhalb 6-14 Wochen zu erwachsenen Würmern entwickeln, die bis zu 2,5 cm lang werden.

Dort können sie dauerhaft leben und auch langfristig Schaden im Körper anrichten. Diese Symptome können auf kleine Strongyliden hindeuten und sollten stets ernst genommen werden:

  • Heftiger Durchfall
  • Gewichtsverlust
  • Ödeme
  • Kolik
  • Fieber

Eine Diagnose kann meist nicht eindeutig getroffen werden, da sich die Würmer oder auch die Wurmeier oftmals leider nicht im Kot nachweisen lassen. Da ein schwerer Wurmbefall bei einigen Pferden zum Tod führen kann und die Infektionsgefahr bei anderen Pferden automatisch steigt, sind konsequente Maßnahmen nötig, die einer Infektion vorbeugen können. Dazu gehören neben Wurmkuren auch eine gut durchdachte Stall- und Weidehygiene.

Wichtige Maßnahmen gegen kleine Strongyliden

Die Infektion mit kleinen Strongyliden ist im ganzen Jahr möglich. Richtiges Entwurmen ist daher das A und O, um den Pferden möglichst guten Schutz zu gewähren und so für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Das Pferd sollte daher einmal im Jahr (einmalig), am besten im Spätherbst/Winter gezielt gegen die eingekapselten kleinen Strongyliden (Larven), die sich in der Darmwand befinden, behandelt werden. Dafür eignet sich zum Beispiel der Wirkstoff Moxidectin. Dieser ist fettlöslich und kann die Bindegewebskapsel, die die Larven umschließt, durchdringen und die Parasiten so abtöten.

Das sollte bei der Entwurmung beachtet werden

Eine Wurmkur wirkt in der Regel gegen verschiedene Wurmarten. Prinzipiell rät man dazu, das Pferd bis zu 4-mal im Jahr zu entwurmen. Wichtig ist es dabei, strategisch vorzugehen und das Tier abhängig von Alter, Gewicht, Jahreszeit, Resistenzlage, Haltungsform und parasitologischem Status zu entwurmen.

Besprechen Sie all diese Faktoren mit Ihrem Tierarzt, um dann ein geeignetes Entwurmungsprogramm für Ihr Pferd zu erstellen. Ergänzend kann dieser dann mittels Kotuntersuchungen die Wirksamkeit der eingesetzten Wurmkuren überprüfen. Wer eine erste Einschätzung zur richtigen Entwurmung seines Pferdes haben möchte, kann hier den Entwurmungstest machen.

Wichtige Einflussfaktoren einer Entwurmung im Überblick

  1. Alter: Junge Pferde sind anfälliger für einen Wurmbefall und erhöhen damit auch die Übertragungswahrscheinlichkeit auf andere Pferde. Besonders häufig ist ein Befall mit kleinen Strongyliden und auch mit Spulwürmern. Eine regelmäßige geeignete Entwurmung ist bei Jungtieren also besonders wichtig.
  2. Jahreszeit: Parasiten haben zum Teil unterschiedliche Hochphasen im Jahr. Je nach Jahreszeit können bestimmte Wurmarten also häufiger vorkommen als andere. Tendenziell steigt der Infektionsdruck aber im Frühjahr nach dem Weideaustrieb. Deshalb sollte das Entwurmungsmanagement über das gesamte Jahr sinnvoll geplant und durchgeführt werden.
  3. Haltungsform: Von der Boxenhaltung über die Laufstallhaltung bis hin zur Weide-Stallhaltung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Unterbringung der Pferde. Und das spielt auch bei der Entwurmung eine Rolle. Weil Pferde prinzipiell jedoch in einer Gruppe gehalten werden sollten und zum Teil engen Kontakt untereinander haben, sollten alle Tiere dieser Gruppe dem gleichen Entwurmungsmanagement unterzogen werden.
  4. Parasitärer Status: Da sich die Parasiten auch in einem unterschiedlichen Entwicklungsstaus befinden können, sollte man regelmäßig Kotuntersuchungen vom Tierarzt durchführen lassen, um gezielt mit einem geeigneten Wirkstoff gegen die Parasiten vorzugehen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass eine Kotprobe ohne den Nachweis von Wurmeiern nicht bedeutet, dass das Tier nicht unter einem Wurmbefall leiden kann. Die Ausscheidung der Wurmeier erfolgt meistens intermittierend und ein Befall wird so unter Umständen nicht entdeckt.
  5. Resistenzlage: In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass manche Parasitenarten im Laufe der Zeit eine Resistenz gegenüber einem bestimmten Wirkstoff entwickelt haben und ihnen dadurch kein ausreichender Schutz des Pferdes vor dieser Parasitenart mehr gewährt wurde. Das betrifft vor allem die Wirkstoffgruppe der Benzimidazole. Bei wiederholtem Auftreten von Wurmbefall in der Herde, trotz gutem Entwurmungsmanagement, kann es sinnvoll sein, die Wirksamkeit des jeweiligen Wirkstoffs vor und nach Entwurmung über Kotproben zu überprüfen.

Drei Faktoren bestimmen im Wesentlichen die Wurmkontrollstrategie: das richtige Entwurmungsmanagement, die Weidehygiene und auch ein gutes Bestands- und Stallmanagement.

Weitere wichtige Maßnahmen

Neben dem individuellen Entwurmungsprogramm gehört auch eine verantwortungsvolle Weide- und Stallhygiene zum Schutz vor einem Wurmbefall, also:

  • Regelmäßiges Entfernen der Pferdeäpfel auf den Weideflächen (mindestens 1 x wöchentlich)
  • Ausreichend große Weideflächen (idealerweise 2 Pferde pro Hektar)
  • Regelmäßiger Koppelwechsel
  • Die Pferde aus Futterraufen, Eimern oder Heunetzen fressen lassen, um den Kontakt zu möglichen Parasiten am Boden zu vermeiden
  • Nutzen eines Mäh-Mulchers, der 80% der Kothaufen aufnimmt

Ziel all dieser Maßnahmen ist es, den Wurmbefall möglichst gering zu halten und effizient dagegen anzugehen. Und das nicht in Eigenregie! Holen Sie sich immer tierärztlichen Rat ein, um die richtige Wurmkur beim Pferd zu wählen. Dabei muss immer die ganze Herde mitbetrachtet werden. Dadurch können Sie dem Tier mehr Lebensqualität gewähren und auch andere Pferde vor einer Infektion schützen.

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