Darum ist es wichtig, wachsam zu sein und Symptome ernst zu nehmen
Einige Katzenbesitzer haben vielleicht schon davon gehört, für andere ist sie noch völlig fremd: die Katzenkrankheit FIP (Feline infektiöse Peritonitis). FIP ist eine Infektionskrankheit, die durch das feline Coronavirus (FCoV) ausgelöst wird und verschiedene Verlaufsformen haben kann. Das FCo-Virus ist bei Katzen sehr verbreitet und kann oftmals milde Symptome wie Durchfall mit sich bringen. Durch die genetische Mutation des FCo-Virus kann jedoch auch das FIP-Virus entstehen, der tödlich und unheilbar sein kann. Was beruhigend ist: Weniger als 10 % der infizierten Katzen entwickeln diese tödliche Krankheit. Wir haben zusammengefasst, was für Sie als Katzenhalter besonders wichtig ist, zu wissen.
Was ist FIP?
Das auslösende Virus Feline Coronavirus (FCoV) der Krankheit FIP gehört zur Familie der Coronaviren, die auch uns Menschen krankmachen können. Dieses Virus ist jedoch klar von SARS-CoV-2 zu unterscheiden. Denn die Coronaviren der Haustiere haben mit den Coronaviren der Menschen in der Regel nichts zu tun – sie sind wirtsspezifisch und können nur einen bestimmten Organismus (in diesem Fall Katzen) befallen.
Zunächst glaubte man, dass es zwei verschiedene Formen des FCo-Virus gab: ein gutartiges Virus, das keine oder nur milde Symptome auslöst und ein bösartiges, welcher der Auslöser der tödlichen Krankheit FIP ist. Lange Zeit war nicht klar, wie sich diese beiden Formen unterscheiden, dass sie unterschiedliche Krankheitsverläufe verursachen. Nun ist jedoch bewiesen, dass es sich beim FIP-Virus um eine Mutation (Veränderung der Erbinformation) handelt und jede natürliche Infektion mit dem FCoV auch potentiell eine FIP auslösen kann. In Deutschland weisen ca. 50% aller Katzen Antikörper gegen das Virus auf und tragen es also in sich. Davon entwickeln glücklicherweise jedoch weniger als 10 % die Erkrankung FIP.
Welche Katzen sind besonders gefährdet?
Prinzipiell kann sich jede Katze mit dem Virus anstecken und auch eine FIP-Erkrankung entwickeln. Laut Forschungen gibt es jedoch Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen können:
- Das Alter: Besonders häufig tritt FIP bei Katzen auf, die sehr jung sind, meist unter einem Jahr.
- Die Wohnsituation: Sobald mehrere Katzen zusammenleben, kann das die Ansteckungsgefahr und somit auch die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung erhöhen.
- Stress: Wenn eine Katze unter Stress steht, sei es durch einen Wohnwechsel, Kastration oder einen Aufenthalt in einer Katzenpension, kann das die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung erhöhen.
- Die Rasse: Laut Forschungen sind Rassekatzen häufiger betroffen, als Hauskatzen.
- Die Gene: Die genetische Veranlagung sowie die individuelle Immunreaktion sind natürlich ausschlaggebend für den Ausbruch der Krankheit.
Die rasante Ausbreitung des Virus
Der FCo-Virus ist in der Katzenpopulation weit verbreitet und keine Katze ist davor gefeit. Das Virus wird fast ausschließlich mit dem Kot ausgeschieden und kann in seltenen Fällen auch über die Mund- und Nasenschleimhaut übertragen werden. Das bedeutet, dass sich jede Katze damit über die Katzentoilette oder auch Futter- bzw. Wassernäpfe anstecken kann – und das geht ziemlich schnell. Besonders, wenn viele Katzen an einem Ort sind, sei es in Mehrkatzenhaushalten, Zuchten oder Tierheimen. Viele Katzen an einem Ort bedeutet nämlich auch automatisch eine hohe Konzentration des Virus. Ein weiterer Übertragungsweg können jedoch auch Kleider, Schuhe oder generell Körperoberflächen sein. Ähnlich wie das Coronavirus, das sich bei den Menschen verbreitet, kann auch dieses Virus mehrere Stunden auf Oberflächen überleben. Unter trockenen Umweltbedingungen kann das Virus sogar bis zu 7 Wochen infektiös bleiben.
Die unterschiedlichen Krankheitsformen
Bei FIP unterscheidet man zwischen einer feuchten und einer trockenen Form.
Die feuchte FIP:
Diese Form kommt am häufigsten vor. Besonders typisch ist es, dass es bei den betroffenen Katzen zu einer ausgedehnten Gefäßentzündung im ganzen Körper kommt. Durch die Entzündung werden die Gefäße durchlässig, sodass Eiweiß und Flüssigkeit austreten. Das kann zu einem Bauch- und/ oder Brusthöhlenerguss führen. Durch den Bauchhöhlenerguss wird der Bauch des Tieres deutlich dicker, durch den Brusthöhlenerguss kommt es zu Atemnot. Außerdem können sich die vom FIP-Virus infizierten Zellen im Körper unkontrolliert ausbreiten und dadurch weitere Entzündungen auslösen. Durch eine Punktion der Flüssigkeit kann der Tierarzt auf eine Erkrankung mit FIP schließen.
Die trockene FIP:
Diese Form kommt viel seltener vor, dafür ist sie schwieriger diagnostizierbar. Im Gegensatz zur „feuchten“ Form kommt es hier weniger zu Flüssigkeitsansammlungen, sondern zu Entzündungsherden in Form von Gewebeknoten im ganzen Körper. Die Größe dieser Entzündungsherde ist dabei ganz unterschiedlich und das betroffene Organ schwillt in der Regel etwas an. Besonders betroffen sind Bauch- und Brustfell, aber auch Augen, Nieren und Gehirn bleiben oftmals nicht verschont. Die Symptome sind im Allgemeinem milder und schleichender als bei der feuchten Form und beeinträchtigen „nur“ die Funktion des betroffenen Organs.
Typische Symptome auf einen Blick
Bei den meisten Katzen, die mit dem FCo-Virus infiziert sind, treten keine bis milde Symptome auf. Das ändert sich jedoch, wenn sich eine FIP entwickelt hat, also eine feuchte oder trockene Form. Zu den allgemeinen Symptomen einer FIP-Erkrankung gehören:
- Fieberschübe
- Atemnot
- Gewichtsverlust
- Anämie
- Vermehrung des Bauchumfangs
- Augenveränderungen
- Störungen des zentralen Nervensystems
- Ikterus (Gelbsucht)
Sollten diese Symptome eintreten, ist es wichtig, die Katze direkt vom Tierarzt untersuchen zu lassen. Um FIP diagnostizieren zu können, kann dieser mehrere Testmethoden anwenden, mit denen Antikörper oder Antigene in Blut- oder anderen Körperflüssigkeiten lokalisiert werden können.
Kann man FIP behandeln?
FIP galt sehr lange als eine tödliche, unheilbare Erkrankung. Laut einer aktuellen Forschung gibt es jedoch einen neuen Therapieansatz aus den USA mit dem sogenannten Nukleosidanalogon GS-441524. Dabei handelt es sich um ein Medikament, was leicht in die Zellen eindringen und zur Besserung bzw. auch Heilung führen kann. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Tierarzt beraten, denn aktuell ist die Therapie in Deutschland noch nicht zugelassen. Alle Maßnahmen bei einer FIP-Erkrankung sollten prinzipiell unter tierärztlicher Überwachung stattfinden.
Was jedoch jeder Katzenhalter machen kann und tun sollte, sind vorbeugende Maßnahmen zu treffen. So kann die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung minimiert werden und man handelt immer zum Wohle des Tieres.
3 vorbeugende Maßnahmen
1. Auf die Anzahl der Katzen achten: Ob bei privaten Haustierhaltern oder auch bei Züchtern – die Anzahl der Tiere sollte möglichst gering (weniger als zehn) gehalten werden. Am besten ist es, wenn die Tiere in kleineren, stabilen Gruppen von zwei bis vier Katzen leben.
2. Auf die Hygiene achten: Für alle im Haushalt lebenden Katzen sollten genügend Katzentoiletten zur Verfügung stehen (Faustregel = Anzahl der Katzen + 1). Da sich das Virus vor allem über den Kot überträgt, ist es wichtig, die Toiletten täglich zu reinigen sowie wöchentlich zu desinfizieren. Außerdem sollte das Futter und der Trinknapf nicht in der Nähe der Toilette stehen.
3. Vorsorge und Nachsorge: Sollte eine Katze an FIP verstorben sein, ist es ratsam, aufgrund der Überlebensdauer des Virus mindestens zwei Monate zu warten, bevor eine neue Katze aufgenommen wird. In Mehrkatzenhaushalten sind die verbliebenen Katzen sehr wahrscheinlich bereits FCoV-Träger.